So sparen Sie Energie in Ihrem Industriebetrieb & KMU

Krieg, Nach­fra­ge­hoch, Res­sour­cen­knapp­heit: Strom und Gas werden aktuell immer teurer. Wie Sie den Ener­gie­ver­brauch in Ihrem Unter­neh­men ermitteln und welche Ener­gie­spar­tipps Ihnen helfen können, zeigen wir Ihnen hier im Überblick.

3 einfache Sofortmaßnahmen zum Energiesparen in Industrie und Gewerbe:

  1. Heizung runter. Eine um ein Grad redu­zier­te Tem­pe­ra­tur macht sich im Raumklima kaum bemerkbar, spart aber 6 % der Energie ein. Beim Lüften bietet es sich an, die Fenster nicht den ganzen Tag zu kippen, sondern mehrmals täglich bei aus­ge­schal­te­ter Heizung stoßzulüften. 
  2. Beleuch­tung opti­mie­ren. Bis zu 30 % der Strom­kos­ten können in Unter­neh­men durch die Beleuch­tung ver­ur­sacht werden. Dimmbare LED-Lampen, die in wenig genutzten Räumen mit Bewe­gungs­mel­dern versehen werden, weisen einen niedrigen Ener­gie­ver­brauch bei langer Lebens­dau­er auf. Reflek­tie­ren­de, helle Wand­far­ben machen die Beleuch­tung des Raumes zusätz­lich effizienter. 
  3. Kli­ma­an­la­ge aus. Eine fest instal­lier­te Kli­ma­an­la­ge ver­braucht durch­schnitt­lich in 30 Tagen so viel Energie wie eine Wasch­ma­schi­ne in einem ganzen Jahr. Statt die Kli­ma­an­la­ge ein­zu­schal­ten, können Sie an heißen Tagen z. B. morgens und abends mit Durchzug lüften, den Dresscode lockern oder Rollos und Gardinen zuziehen. Wer nicht auf die Kli­ma­an­la­ge ver­zich­ten möchte, kann mit dem Quick­check Kühlung des Umwelt­bun­des­am­tes indi­vi­du­el­le Ein­spar­po­ten­zia­le ermitteln. 

Wie ermittle ich den Energieverbrauch in meiner Firma?

In erster Linie gibt natürlich die Strom- und Gas­rech­nung Auf­schluss über Ihren Verbrauch im ver­gan­ge­nen Abrech­nungs­zeit­raum. Das ist aber nur bedingt hilfreich: Einer­seits können Sie damit nur den Gesamt­ver­brauch, aber nicht die heim­li­chen Ener­gie­fres­ser iden­ti­fi­zie­ren. Ande­rer­seits kommt eine rück­wärts­ge­wand­te Betrach­tung bei erheb­li­chen Nach­zah­lun­gen oft viel zu spät. 

Seit 2011 müssen Maschinen gemäß der Richt­li­nie DIN EN ISO 50001 mit Software aus­ge­stat­tet sein, die Auskunft über ihren Ener­gie­ver­brauch gibt. Auf einem Dashboard lassen sich Ver­brauchs­wer­te und andere Ener­gie­ef­fi­zi­enz-Kenn­zah­len ablesen, mit denen man schließ­lich Ein­spar­po­ten­zia­le ermitteln kann. Einige Maschi­nen­bau­er bieten übrigens auch Apps an, mit denen sich der Verbrauch ihrer Anlagen über­wa­chen lässt. Eine Übersicht – auch zu weiteren hilf­rei­chen Apps in der Industrie 4.0 – finden Sie verlinkt. 

Ältere Maschinen sind meist nicht mit solchen Vor­rich­tun­gen aus­ge­stat­tet. Doch auch hierfür gibt es Abhilfe: Mit Mess­ge­rä­ten, die Sie zwischen Steckdose und Ver­brau­cher instal­lie­ren, können Sie selbst bei großen Maschinen den Ener­gie­ver­brauch ermitteln. Vor der Anschaf­fung eines Ener­gie­mess­ge­rä­tes sollten Sie aller­dings Spannungs- und Fre­quenz­be­rei­che prüfen, um Betriebs­aus­fäl­le zu vermeiden. 

Darüber hinaus kann man einen pro­fes­sio­nel­len Ener­gie­be­ra­ter für einen Ener­gie­au­dit enga­gie­ren oder eine Software zum Ener­gie­ma­nage­ment nutzen. Solche Programme erfassen meist den Verbrauch vorab defi­nier­ter Geräte auto­ma­tisch und leiten daraus Ein­spar­po­ten­zia­le ab. Achten Sie beim Einkauf von Ener­gie­ma­nage­ment-Software unbedingt auf die Zer­ti­fi­zie­rung nach DIN EN ISO 50001, um För­der­mit­tel bean­tra­gen zu können. Eine Liste geeig­ne­ter Anbieter findet sich auf der Seite des BAFA.

Stromzähler
Eine detail­lier­te Auf­lis­tung aller Ver­bräu­che beim Ener­gie­mo­ni­to­ring macht Sie schlauer als der Zählerstand.

Wo kann ich konkret Energie in meinem KMU sparen?

Druckluft

In den meisten Branchen dient Druckluft als wichtiger Ener­gie­trä­ger und ist insgesamt für 7 % des indus­tri­el­len Strom­ver­brauchs ver­ant­wort­lich. So können Sie Ihren Verbrauch optimieren: 

  • Kom­pres­sor­steue­rung: Jedes Mal, wenn der Kom­pres­sor zur Druck­luft­er­zeu­gung anspringt, wird Strom ver­braucht. Mit einer Kom­pres­sor­steue­rung können Sie solche Inter­val­le bedarfs­ge­recht opti­mie­ren. Für regel­mä­ßi­ge Anwen­dun­gen bietet sich der Einsatz von Zeit­schalt­uh­ren an. 
  • Druck­ver­lus­te redu­zie­ren: Es klingt banal, ist aber unglaub­lich effektiv: Lassen Sie Ihre Druck­luft­be­häl­ter regel­mä­ßig auf Leckagen kon­trol­lie­ren, damit ihr wert­vol­ler Inhalt nicht verloren geht. 

Pumpen und Maschinen

Permanent laufende Pumpen und Maschinen sind typische Ener­gie­fres­ser – vor allem dann, wenn sie alt oder zu groß dimen­sio­niert sind. Hier liegen die Einsparpotenziale: 

  • Effi­zi­en­te­re Maschinen anschaf­fen: Obwohl die Anschaf­fungs­kos­ten für neue Anlagen oft hoch sind, amor­ti­sie­ren sie sich nach einiger Zeit. Auf die Lebens­dau­er einer Maschine hoch­ge­rech­net entfallen lediglich 5 % der Kosten auf die Anschaf­fung, während die Betriebs­kos­ten 95 % ausmachen. Passend dimen­sio­nier­te Maschinen, die voll aus­ge­las­tet sind, rechnen sich sowohl von den Anschaf­fungs­kos­ten als auch von den Betriebs­kos­ten. Nebenbei bemerkt: Mit gebrauch­ten Maschinen können Sie die Anschaf­fungs­kos­ten beträcht­lich senken und trotzdem neuere Maschinen als die aktuellen nutzen. Moderne Maschinen in gutem Zustand finden sich zum Beispiel bei Maschinen­sucher
  • Bauteile und Anlagen dämmen: Diese recht kos­ten­güns­ti­ge Maßnahme erhöht die Ener­gie­ef­fi­zi­enz und kann Wärme- und Käl­te­ver­lus­te um bis zu 30 % reduzieren.

Fuhrpark 

Motoren, die mit einer inef­fi­zi­en­ten Drehzahl betrieben werden oder erst mit Über­set­zun­gen die richtige Geschwin­dig­keit erreichen, ver­schwen­den Energie. Das können Sie tun: 

  • Bedarf über­prü­fen: Manche Kun­den­be­su­che und Kon­fe­ren­zen werden mitt­ler­wei­le durch digitale Formate ersetzt, weshalb der ein oder andere Dienst­wa­gen nicht mehr notwendig ist oder durch ein kleineres Modell ersetzt werden kann. Die passende Dimen­sio­nie­rung Ihres Fuhrparks spart nicht nur Energie‑, sondern auch Wartungskosten. 
  • Auf Fahrzeuge mit Elek­tro­mo­to­ren umsteigen: Strom ist auch lang­fris­tig gesehen günstiger als Kraft­stoff. Wenn Ihre Firma über Infra­struk­tur verfügt, die man etwa zum Aufladen benötigt, sollte der Umstieg auf Elek­tro­fahr­zeu­ge erwogen werden. 
  • Brems­ener­gie-Rück­ge­win­nung: Bei Elek­tro­mo­to­ren gibt es die Mög­lich­keit, die ein­ge­setz­te Brems­ener­gie in elek­tri­sche Energie umzu­wan­deln und dann etwa für die Licht­ma­schi­ne oder den Fahr­zeug­an­trieb zu nutzen. Grund­sätz­lich sind Elek­tro­mo­to­ren mit den Ener­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen IE1 bis IE3 emp­feh­lens­wert. Ent­spre­chen­de Fahrzeuge bietet etwa TruckScout24 an. 
Energie sparen in der Industrie mit Elektroautos
Oft wird die Anschaf­fung von Elek­tro­au­tos auch staatlich subventioniert.

Heizung

Alte oder schlecht gewartete Heizungen, die nicht mit einem Wär­me­spei­cher aus­ge­stat­tet sind, führen zu einem immensen Ener­gie­ver­brauch. So können Sie Heiz­kos­ten sparen: 

  • Abwärme nutzen: Bei Kli­ma­an­la­gen und Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen entsteht oft Wärme, die zum Heizen oder für warmes Wasser genutzt werden kann. Mit Wär­me­tau­schern in den Lüf­tungs­an­la­gen, bei Kühl­kreis­läu­fen von Maschinen oder durch das Absaugen der Luft aus stark geheizten Räumen wie Ser­ver­flä­chen können Sie die Abwärme nutzbar machen. 
  • Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen: Verwenden und speichern Sie Son­nen­en­er­gie zum Heizen Ihres Betriebs. 
  • Hydrau­li­scher Abgleich: Bei schlecht gewar­te­ten Hei­zungs­an­la­gen wird die Wärme nicht gleich­mä­ßig auf alle Heiz­kör­per verteilt, sodass manche Räume zu warm und andere zu kalt sind. Ein hydrau­li­scher Abgleich kann ggf. das Problem lösen. 
  • Stahl­plat­ten­heiz­kör­per: Große Indus­trie­hal­len lassen sich mit einzelnen Heiz­kör­pern nur ungleich­mä­ßig erwärmen. Stahl­plat­ten­heiz­kör­per, die mit Infra­rot­strah­lung betrieben und an der Hal­len­de­cke montiert werden, erhitzen nicht die Raumluft, sondern die darin befind­li­chen Gegen­stän­de und Menschen. Dann reicht eine geringere Raum­tem­pe­ra­tur aus, ohne dass jemand frieren muss. 
  • Dämmung: Türen und Fenster mit Dich­tungs­bän­dern oder Bürs­ten­dich­tun­gen zu versehen, ist nicht teuer und spart Heiz­ener­gie. In kalten Nächten bietet es sich außerdem an, Vorhänge und Rollos zu schließen, damit möglichst viel Wärme im Raum bleibt. 
  • Warm­was­ser­ver­brauch redu­zie­ren: Auf den einzelnen Mit­ar­bei­ter her­un­ter­ge­rech­net ver­braucht ein Durch­lauf­er­hit­zer pro Tag fast so viel Strom wie 50 Stunden Arbeit am Laptop. Oft reicht es aus, an nur wenigen Hand­wasch­be­cken (zum Beispiel in der Küche) einen Warm­was­ser­an­schluss zu betreiben.

Lüftung und Kühlung 

Durch regu­lier­ba­re und passend dimen­sio­nier­te Lüftungs- und Kühl­an­la­gen können bis zu 30 Prozent Energie gespart werden – auch dann, wenn es um Pro­zess­küh­lung oder Kühl­häu­ser geht. Hier sind einige Tipps: 

  • Absorp­ti­ons­käl­te­an­la­gen: Bis zu 70 % der Energie, die im pro­du­zie­ren­den Gewerbe ein­ge­setzt wird, gehen über Abwasser und Abluft verloren. Ein großes Ein­spar­par­po­ten­zi­al liegt deshalb in Absorp­ti­ons­käl­te­an­la­gen: Hierbei wird Pro­zess­wär­me bei geringem Strom­ver­brauch so stark erkaltet, dass sie Räume kühlen kann. 
  • Auf über­flüs­si­ge Kom­po­nen­ten ver­zich­ten: Viele Lüftungs- und Kühl­an­la­gen bieten eine Reihe an Funk­tio­nen und Kom­po­nen­ten, die kaum genutzt werden. Es ist bei­spiels­wei­se meist inef­fi­zi­ent, Räume mit solchen Geräten zu heizen. Viele Kom­po­nen­ten erfordern einen hohen War­tungs­auf­wand und sind – falls man sie nicht aus­schal­ten kann – große Energieverbraucher. 
  • Strö­mungs­ge­schwin­dig­keit ver­rin­gern: Je schneller Räume her­un­ter­ge­kühlt werden sollen, desto höher ist der Ener­gie­ver­brauch. In manchen Fällen reicht es aus, wenn Immo­bi­li­en langsamer die gewünsch­te Tem­pe­ra­tur erreichen als es die vor­ge­wähl­te Strö­mungs­ge­schwin­dig­keit vorgibt. 

Mitarbeiter sensibilisieren 

Meist sind es nur kleine Ver­hal­tens­än­de­run­gen, die eine große Wirkung haben. So können Sie Ihre Mit­ar­bei­ter über ener­gie­ef­fi­zi­en­tes Arbeiten infor­mie­ren und motivieren: 

  • Schu­lun­gen: Workshops und Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­li­en regen Mit­ar­bei­ter an, gewohnte Arbeits­ab­läu­fe auf Ener­gie­ef­fi­zi­enz zu hin­ter­fra­gen. Werden unge­nutz­te Geräte aus­ge­schal­tet oder laufen sie permanent im Standby-Modus? Ist die Nutzung von Heizung und Kli­ma­an­la­ge bei geringen Unter­schie­den zwischen Innen- und Außen­tem­pe­ra­tur wirklich notwendig? Muss bei Tages­licht die volle Beleuch­tung ein­ge­schal­tet sein? Zur Umsetzung von Ener­gie­spar­maß­nah­men kann außerdem die Haus­tech­nik bzw. ‑ver­wal­tung ein­be­zo­gen werden. 

Gibt es Fördermittel für die energetische Sanierung? 

Ja! Es gibt eine Vielzahl an För­der­pro­gram­men für Unter­neh­men, die entweder Ener­gie­be­ra­tun­gen, konkrete Bau­vor­ha­ben oder Moni­to­ring­maß­nah­men des Ener­gie­ver­brauchs sub­ven­tio­nie­ren. Meist kann zwischen Zuschüs­sen und zins­güns­ti­gen KfW-Krediten gewählt werden. Einen Überblick über die einzelnen Maßnahmen bekommen Sie in der För­der­da­ten­bank des Bundes oder auf den Seiten des Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums. Zahl­rei­che Publi­ka­tio­nen zum Ener­gie­spa­ren mit Best-Practice-Bei­spie­len und Weg­wei­sern zu För­der­pro­gram­men finden sich auf der Seite des Umwelt­mi­nis­te­ri­ums