Ein Schmiedeamboss (von althochdeutsch anabōʒ: „Woran (worauf) man schlägt“) ist ein blockförmiges Werkzeug aus Stahl. Es dient in der Schmiedekunst als stabile Unterlage, um Metalle zu formen und zu bearbeiten. Der Amboss wird vor allem beim Schmieden von „warmen“, also glühenden Eisenmetallen verwendet. Aufgrund seiner grundlegenden Funktion ist der Amboss ein unverzichtbares Werkzeug in jeder Schmiede. Auf ihm wird das Werkstück mit Hilfe von Schmiedehämmern oder Setzhämmern in die gewünschte Form gebracht. Die Oberfläche des Ambosses, der sogenannte Ambossbahn, ist gehärtet, um den hohen Belastungen während des Schmiedevorgangs standzuhalten. Ambosse sind in verschiedenen Größen erhältlich und können zwischen 5 kg und 550 kg wiegen.
Geschichtliche Entwicklung
Der Amboss ist eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit. Seine Ursprünge reichen bis in die Altsteinzeit zurück, vor über 20.000 Jahren, als frühe Menschen natürliche Steine mit abgeflachter Oberfläche als primitive Ambosse nutzten. Diese wurden verwendet, um Feuersteinwerkzeuge wie Faustkeile und Speerspitzen herzustellen. Mit der Entdeckung der Metallbearbeitung in der Kupfersteinzeit wurden Ambosse aus Stein verwendet, um weiche Metalle wie Gold und Kupfer zu bearbeiten. Die ältesten Funde von Kupferbearbeitungen stammen aus Anatolien und datieren auf das 8. Jahrtausend v. Chr.
Mit der Weiterentwicklung der Metallbearbeitung in der Bronzezeit und später in der Eisenzeit veränderte sich auch die Konstruktion der Ambosse. Während der Bronzezeit wurden die ersten Metallambosse hergestellt, die oft schon ein seitliches Rundhorn besaßen, das zum Kaltschmieden von Ringen verwendet wurde. In der Eisenzeit, insbesondere seit der Hallstattzeit, wurden Eisenambosse üblich, die durch die Einführung des Schmiedefeuers weiter optimiert wurden.
Konstruktionsarten und Materialien
Moderne Ambosse bestehen in der Regel entweder aus gegossenem Stahl oder haben eine gegossene Basis, auf die eine gehärtete Stahlbahn aufgeschweißt wird. Geschmiedete Ambosse, die heute selten sind und meist historischen Charakter haben, zeichnen sich durch ihre aufwendige Herstellung aus, bei der einzelne Eisenstücke im Feuer zusammengeschweißt werden. Ein Amboss aus Stahlguss ist aufgrund seiner hohen Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung sehr funktional, erzeugt jedoch einen lauten und durchdringenden Klang, der den Gehörschutz notwendig macht. Ein gegossener Amboss mit aufgeschweißter Stahlbahn bietet einen Kompromiss zwischen Langlebigkeit und Klangreduzierung und ist daher weit verbreitet.
Aufbau und Funktionsweise eines Ambosses
Ein Amboss besteht typischerweise aus mehreren funktionalen Elementen, die den verschiedenen Anforderungen beim Schmieden gerecht werden. Die Hauptoberfläche, die Ambossbahn, ist entweder flach oder leicht gewölbt und bietet die Arbeitsfläche für das Bearbeiten von Metallen. Die meisten Ambosse verfügen über ein oder zwei Hörner – ein Rundhorn und ein Vierkanthorn – die zum Biegen und Formen von Metall verwendet werden. Weitere typische Merkmale sind ein oder mehrere Löcher in der Ambossbahn: das Vierkantloch (auch Gesenkaufnahme genannt) und ein oder zwei Rundlöcher, die zum Einsetzen von Werkzeugen oder zum Lochen von Materialien genutzt werden. Einige Ambosse haben zusätzlich eine gewölbte Brust, die für das Bearbeiten größerer Radien verwendet wird.
Arbeitstechniken und Ergonomie
Die Ergonomie und Aufstellung eines Ambosses spielen eine wichtige Rolle für die Effizienz und Sicherheit des Schmiedeprozesses. In vielen westlichen Kulturen wird der Amboss auf einem stabilen Holzklotz oder einer anderen massiven Unterlage platziert, um eine ergonomisch günstige Arbeitshöhe zu gewährleisten. In einigen asiatischen Ländern, wie Indien und Japan, ist es üblich, in kniender Position auf dem Boden zu arbeiten oder der Schmied steht in einer Grube, um den Amboss auf idealer Arbeitshöhe zu nutzen. Diese unterschiedlichen Techniken beeinflussen, wie der Schmied den Amboss und die Werkzeuge verwendet, und können die Präzision und das Ergebnis des Schmiedens maßgeblich verändern.
Geräuschreduzierung und Arbeitsschutz
Beim Schmieden entsteht ein erheblicher Lärm, insbesondere bei der Verwendung von Stahlambossen. Um die Geräuschentwicklung zu reduzieren, wurden verschiedene Techniken entwickelt. Eine gängige Methode ist die Anbringung von Metallringen und Ketten an den Hörnern des Ambosses, um die Vibrationen zu dämpfen und so den Lärm zu reduzieren. Diese Technik, die im 19. Jahrhundert von dem Schmied Ponti aus Mailand eingeführt und später von Gaudencio Vicini verbessert wurde, hat sich als wirksam erwiesen, um die Lärmbelastung zu verringern und das Gehör des Schmieds zu schützen.
Spezielle Ambossformen und Anwendungen
Es gibt eine Vielzahl spezialisierter Ambossformen, die jeweils auf die spezifischen Anforderungen verschiedener Handwerksbereiche abgestimmt sind. Zu den bekanntesten Formen gehören die Böhmische, Norddeutsche, Süddeutsche und Englische Form, die hauptsächlich von Kunstschmieden, Hufschmieden und Schlossern verwendet werden. Spezielle Ambosse für Gold- und Silberschmiede, wie der Sperrhaken oder das Bretteisen, sind ebenfalls weit verbreitet. Eine moderne Anpassung ist der Habermann-Amboss, der um 2005 von Alfred Habermann entwickelt wurde. Diese speziell entwickelte Form ermöglicht eine optimierte Nutzung in der modernen Schmiedekunst.