Kammerrakel

Anwendungsbereiche & Alternativen zum Kammerrakel
Sym­bol­bild

Ein Kam­mer­ra­kel ist ein Gerät, das in der Druck­in­dus­trie, ins­be­son­de­re im Flexo­druck­ver­fah­ren, verwendet wird, um die Menge der Druck­far­be, die auf die Druck­plat­te über­tra­gen wird, präzise zu steuern. Das Kam­mer­ra­kel besteht aus einer geschlos­se­nen Kammer, die mit Farbe gefüllt wird und eine Rakel­k­lin­ge, die dafür sorgt, dass nur eine gleich­mä­ßi­ge und kon­trol­lier­te Menge an Druck­far­be auf die Druck­plat­te gelangt. Diese Tech­no­lo­gie wird häufig in der Ver­pa­ckungs­in­dus­trie ein­ge­setzt, um eine kon­sis­ten­te Druck­qua­li­tät zu gewährleisten.

Aufbau und Funktionsweise

Ein Kam­mer­ra­kel besteht aus mehreren wichtigen Komponenten:

  1. Kammer: Die Kammer ist der zentrale Teil des Kam­mer­ra­kels und enthält die Druck­far­be. Sie ist so kon­stru­iert, dass sie die Farbe konstant unter leichtem Druck hält und somit eine gleich­mä­ßi­ge Farb­zu­fuhr ermög­licht. Die Kammer ist oft aus kor­ro­si­ons­be­stän­di­gem Material wie Aluminium oder Edelstahl gefertigt, um eine lange Lebens­dau­er zu gewährleisten.
  2. Rakel­k­lin­gen: An beiden Seiten der Kammer sind Rakel­k­lin­gen ange­bracht, die die Funktion haben, über­schüs­si­ge Farbe von der Ani­l­ox­wal­ze zu entfernen. Diese Klingen sind in der Regel aus rost­frei­em Stahl oder Kunst­stoff gefertigt und so posi­tio­niert, dass sie einen gleich­mä­ßi­gen Druck auf die Walze ausüben, um eine exakte Farb­kon­trol­le zu gewährleisten.
  3. Ani­l­ox­wal­ze: Die Ani­l­ox­wal­ze ist eine gravierte Walze, die die Druck­far­be aus der Kammer aufnimmt und gleich­mä­ßig auf die Druck­plat­te überträgt. Die Ober­flä­che der Ani­l­ox­wal­ze hat eine mikro­sko­pisch kleine Zel­len­struk­tur, die genau die richtige Menge an Druck­far­be aufnimmt und verteilt.
  4. Sei­ten­dich­tun­gen: Diese Dich­tun­gen befinden sich an den Seiten der Kammer und ver­hin­dern, dass Farbe aus der Kammer austritt.
  5. Farb­um­lauf­sys­tem: Ein Farb­um­lauf­sys­tem sorgt dafür, dass die Druck­far­be kon­ti­nu­ier­lich durch das Kam­mer­ra­kel zir­ku­liert. Das System enthält Pumpen, Schläuche und Filter, um die Farbe in Bewegung zu halten und Ver­un­rei­ni­gun­gen zu vermeiden.

Anwendungsbereiche

  • Ver­pa­ckungs­in­dus­trie: Kam­mer­ra­kel werden häufig im Flexo­druck­ver­fah­ren verwendet, um Ver­pa­ckungs­ma­te­ria­li­en wie Kartons, Folien, Etiketten und Tüten mit hoher Präzision zu bedrucken.
  • Tex­til­druck: In der Tex­til­in­dus­trie finden Kam­mer­ra­kel Ver­wen­dung beim Bedrucken von Stoffen, um kon­sis­ten­te und gleich­mä­ßi­ge Farben zu gewährleisten.
  • Deko­ra­ti­ve Drucke: Sie werden auch in der Pro­duk­ti­on von deko­ra­ti­ven Druck­ma­te­ria­li­en wie Tapeten oder Geschenk­pa­pier ein­ge­setzt, bei denen eine gleich­mä­ßi­ge Farb­ver­tei­lung ent­schei­dend ist.
  • Zeitungs- und Buchdruck: In bestimm­ten Druck­ver­fah­ren für Zeitungen und Bücher können Kam­mer­ra­kel verwendet werden, um eine präzise Farbmenge auf die Druck­plat­ten zu über­tra­gen und eine hohe Druck­qua­li­tät sicherzustellen.

Vorteile des Kammerrakels

  • Redu­zier­ter Farb­ver­brauch: Kam­mer­ra­kel mini­mie­ren den Farb­ver­brauch, da sie nur die benötigte Menge an Druck­far­be auf die Druck­plat­te über­tra­gen, was zu gerin­ge­ren Mate­ri­al­kos­ten führt.
  • Ver­bes­ser­te Druck­qua­li­tät: Die exakte Kontrolle über die Farb­zu­fuhr und die gleich­mä­ßi­ge Ver­tei­lung auf der Druck­plat­te führen zu einer ver­bes­ser­ten Druck­qua­li­tät und einer höheren Detailgenauigkeit.
  • Weniger Wartung und Reinigung: Durch die geschlos­se­ne Kon­struk­ti­on der Kammer und die effi­zi­en­ten Dich­tungs­sys­te­me wird ver­hin­dert, dass Farbe ausläuft oder ver­schüt­tet wird, was die Not­wen­dig­keit für häufige Wartungen und Rei­ni­gun­gen reduziert.

Nachteile des Kammerrakels

  • Kom­ple­xi­tät und Kosten: Die Anschaf­fung und Wartung eines Kam­mer­ra­kels kann teurer und komplexer sein als bei tra­di­tio­nel­len Rakel­sys­te­men, ins­be­son­de­re bei kleineren Druckereien.
  • Ein­schrän­kun­gen bei der Farbwahl: Einige Kam­mer­ra­kel sind mög­li­cher­wei­se nicht mit allen Farbtypen kom­pa­ti­bel, ins­be­son­de­re bei hoch­vis­ko­sen oder spe­zi­el­len Farben.
  • Ener­gie­ver­brauch: Das kon­ti­nu­ier­li­che Farb­um­lauf­sys­tem und die Pumpen erfordern zusätz­li­chen Ener­gie­ver­brauch, was die Betriebs­kos­ten erhöhen kann.

Alternativen zum Kammerrakel

  • Offene Rakel­sys­te­me: Offene Rakel­sys­te­me verwenden eine einfache Rakel, um über­schüs­si­ge Farbe von der Ani­l­ox­wal­ze zu entfernen. Diese Systeme sind kos­ten­güns­ti­ger und einfacher zu warten, bieten jedoch nicht die gleiche Präzision und Kontrolle wie Kammerrakel.
  • Schöpf­wal­zen­sys­te­me: In diesem System wird eine separate Schöpf­wal­ze verwendet, um Farbe aus einem offenen Reservoir zu entnehmen und auf die Ani­l­ox­wal­ze zu über­tra­gen. Dies ist eine ein­fa­che­re Lösung, aber die Farb­steue­rung ist weniger genau und es besteht ein höheres Risiko von Verschmutzungen.
  • Kam­mer­lo­se Rakel­sys­te­me: Diese Systeme verwenden keine geschlos­se­ne Kammer und ermög­li­chen eine schnelle Farb­wech­sel und ein­fa­che­re Reinigung. Sie bieten jedoch weniger Kontrolle über die Farb­zu­fuhr und können zu ungleich­mä­ßi­ger Farb­ver­tei­lung führen.
  • Sprüh- und Tauch­ver­fah­ren: Diese Methoden verwenden Sprüh­dü­sen oder Tauch­bä­der, um die Druck­far­be auf­zu­tra­gen. Sie sind jedoch in der Regel weniger präzise und ver­brau­chen mehr Farbe als Kammerrakel.
  • Auto­ma­ti­sche Farb­steue­rungs­sys­te­me: Diese Systeme sind hoch­mo­dern und verwenden Sensoren und Software, um die Farbmenge auf der Druck­plat­te auto­ma­tisch zu über­wa­chen und zu regu­lie­ren. Sie bieten eine exzel­len­te Kontrolle, sind jedoch teuer und komplex in der Implementierung.