Industrieroboter

Anwendungsbereiche, Programmierung & Alternativen zum Industrieroboter

Ein Indus­trie­ro­bo­ter (IR, auch: Indus­tri­el­ler Mani­pu­la­tor) ist eine uni­ver­sel­le, pro­gram­mier­ba­re Maschine zur Hand­ha­bung, Montage oder Bear­bei­tung von Werk­stü­cken. Diese Roboter sind für den Einsatz im indus­tri­el­len Umfeld kon­zi­piert und finden breite Anwendung in der Auto­mo­bil­fer­ti­gung, der Elek­tronik­in­dus­trie, der Metall­ver­ar­bei­tung und vielen anderen Bereichen. Sie gehören zur Disziplin der Auto­ma­ti­sie­rungs­tech­nik im Maschinenbau.

Aufbau und Funktionsweise

Ein Indus­trie­ro­bo­ter besteht aus mehreren Hauptkomponenten:

  1. Steuerung: Überwacht und gibt die Bewe­gun­gen und Aktionen des Roboters vor. Dies erfordert eine spe­zi­fi­sche Programmierung.
  2. Antriebe: Motoren, die die Bewe­gun­gen der Robo­ter­ar­me steuern. Diese können elek­trisch, hydrau­lisch oder pneu­ma­tisch sein.
  3. Kinematik: Die physische Struktur des Roboters, bestehend aus rota­to­ri­schen (Dreh­be­we­ge­un­gen) und trans­la­to­ri­schen Achsen (lineare Bewe­gun­gen), die eine hohe Bewe­gungs­frei­heit ermöglichen.
  4. Greif­sys­te­me: Werkzeuge oder Greifer am Ende des Robo­ter­arms, die spe­zi­fi­sche Aufgaben ausführen, wie Schweißen, Schneiden oder Handhaben von Objekten.
  5. Interne Sensorik: Sensoren, die Infor­ma­tio­nen über die Position und Bewegung des Roboters liefern.
  6. Externe Sensorik: Sensoren, die Daten aus der Umgebung sammeln und dem Roboter helfen, flexibel auf Ände­run­gen zu reagieren.

Geschichte

Der erste Indus­trie­ro­bo­ter, Unimate, wurde 1961 von der Firma Ford in der Auto­mo­bil­fer­ti­gung ein­ge­setzt. Er wurde von George Devol ent­wi­ckelt und führte Aufgaben wie das Schweißen von Karos­se­rie­tei­len aus. Später wurde 1973 der erste sechs­ach­si­ge Indus­trie­ro­bo­ter, Famulus, von KUKA für die Auto­mo­bil­in­dus­trie ent­wi­ckelt. Dieser bot eine größere Fle­xi­bi­li­tät und Genau­ig­keit in der Fertigung.

Anwendungsbereiche

Indus­trie­ro­bo­ter finden Anwendung in zahl­rei­chen Bereichen der Fertigung:

  • Auto­mo­bil­in­dus­trie: Montage, Schweißen, Lackieren und Qualitätskontrolle.
  • Elek­tronik­in­dus­trie: Bestücken von Lei­ter­plat­ten, Montage und Testen von Elektronikgeräten.
  • Metall­ver­ar­bei­tung: Schneiden, Schweißen, Bohren und Polieren.
  • Lebens­mit­tel­ver­ar­bei­tung: Verpacken, Palet­tie­ren, Schneiden und Qualitätsprüfung.
  • Phar­ma­zeu­ti­sche Industrie: Abfüllung, Ver­pa­ckung und Qua­li­täts­kon­trol­le von Medikamenten.

Programmierung

Zur Erstel­lung von Robo­ter­pro­gram­men gibt es ver­schie­de­ne Methoden:

  1. Online-Pro­gram­mie­rung: Der Roboter wird direkt pro­gram­miert, indem er physisch in die gewünsch­te Position gebracht wird (Teach-In-Verfahren).
  2. Offline-Pro­gram­mie­rung: Die Pro­gram­mie­rung erfolgt über eine Software, die die Bewe­gun­gen und Aktionen des Roboters simuliert und plant.

Robo­ter­pro­gram­mier­spra­chen sind oft her­stel­ler­spe­zi­fisch, wie z. B. RAPID (ABB), KRL (KUKA), und URScript (Universal Robots).

Vorteile des Industrieroboters

  1. Hohe Präzision: Roboter können Aufgaben mit hoher Genau­ig­keit und Wie­der­hol­bar­keit ausführen.
  2. Effizienz: Sie können rund um die Uhr arbeiten und die Pro­duk­ti­vi­tät erheblich steigern.
  3. Fle­xi­bi­li­tät: Roboter können für eine Vielzahl von Aufgaben pro­gram­miert werden und lassen sich leicht an neue Pro­duk­ti­ons­an­for­de­run­gen anpassen.
  4. Kos­ten­ein­spa­rung: Lang­fris­tig können Roboter die Pro­duk­ti­ons­kos­ten senken, indem sie Arbeits­kos­ten redu­zie­ren und die Pro­duk­ti­vi­tät erhöhen.
  5. Qua­li­täts­ver­bes­se­rung: Indus­trie­ro­bo­ter mini­mie­ren mensch­li­che Fehler und ver­bes­sern die Kon­sis­tenz und Qualität der Produkte.

Nachteile des Industrieroboters

  1. Hohe Anschaf­fungs­kos­ten: Die initialen Inves­ti­ti­ons­kos­ten können sehr hoch sein.
  2. Sicher­heits­ri­si­ken: Trotz Sicher­heits­vor­keh­run­gen besteht ein Risiko, dass Roboter Fehl­funk­tio­nen haben und poten­zi­ell gefähr­lich werden können.
  3. Akzeptanz: Menschen mögen die Zusam­men­ar­beit mit Robotern als bedroh­lich empfinden, weil sie sich deren direkter Kontrolle zu entziehen scheint. Auch die Sorge vor Arbeits­platz­ver­lus­ten kann zu Akzep­tanz­pro­ble­men führen.

Alternativen zum Industrieroboter

  1. Kol­la­bo­ra­ti­ve Roboter (Cobots): Roboter, die sicher neben Menschen arbeiten können. Sie sind flexibler und einfacher zu pro­gram­mie­ren als tra­di­tio­nel­le Industrieroboter.
  2. Auto­ma­ti­sier­te För­der­an­la­gen: Systeme zur Auto­ma­ti­sie­rung des Mate­ri­al­trans­ports innerhalb von Pro­duk­ti­ons­an­la­gen. För­der­an­la­gen sind weniger flexibel, aber kostengünstiger.
  3. Spe­zia­li­sier­te Maschinen: Maschinen, die für bestimmte Aufgaben ent­wi­ckelt wurden, wie CNC-Maschinen oder spezielle Schweiß­ro­bo­ter. Sie bieten hohe Effizienz für spe­zia­li­sier­te Aufgaben.
  4. Manuelle Arbeits­kräf­te: In einigen Fällen kann es wirt­schaft­li­cher und flexibler sein, mensch­li­che Arbeits­kräf­te ein­zu­set­zen, ins­be­son­de­re bei komplexen oder variablen Aufgaben.
  5. Flexible Fer­ti­gungs­sys­te­me: Kom­bi­na­ti­on aus ver­schie­de­nen auto­ma­ti­sier­ten Maschinen und manuellen Arbeits­kräf­ten, die eine flexible und ska­lier­ba­re Pro­duk­ti­on ermöglichen.

Indus­trie­ro­bo­ter sind unver­zicht­ba­re Werkzeuge in der modernen Fertigung, die Effizienz, Präzision und Qualität in der Pro­duk­ti­on ver­bes­sern. Sie bieten zahl­rei­che Vorteile, haben jedoch auch einige Nachteile und Her­aus­for­de­run­gen. Alter­na­ti­ven wie kol­la­bo­ra­ti­ve Roboter, auto­ma­ti­sier­te För­der­an­la­gen und spe­zia­li­sier­te Maschinen können je nach spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen ebenfalls sinnvoll sein.